Im Ordenland Preussen Teil 4 Kirchen Heilige Linde - Święta Lipka

  Im Ordensland Preussen Teil 4 Kirchen  Święta Lipka Heiligelinde

 

Święta Lipka Heiligelinde ist ein Dorf in der polnischenWoiwodschaft Ermland-Masuren. Es gehört zur Gmina Reszel(Stadt- und Landgemeinde Rößel) im Powiat Kętrzyński(Kreis Rastenburg). 

Święta Lipka ist einer der bekanntesten polnischen Marienwallfahrtsorte und wird von Pilgern und Touristen gleichermaßen gerne besucht. In dem bis 1945 ostpreußischen Dorf wurde von Jesuiten die barocke WallfahrtskircheHeiligelinde gebaut. Die Basilikamit Kreuzgangund Kloster gehört zu den bedeutendsten Denkmälern des Barock in Nordpolen. Der Papst erhob sie 1983 in den Rang einer Basilica minorIMG 0592

Święta Lipka liegt am Nordufer des Heiligelinder See(auch: Deinowaseepolnisch Jezioro Dejnowo) in der nördlichen Mitte der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Bis zur Kreisstadt Kętrzyn(deutsch Rastenburg) sind es elf Kilometer in nordöstlicher Richtung, und die Stadt Reszel(Rößel)ist sechs Kilometer in nordwestlicher Richtung entfernt. 

 

 

 

 

 

Das einstige Heiligelindewurde etwa 1300 gegründet. Im Jahre 1785 bestand das Dorf aus zwei kommunalen Einheiten: einmal war Heiligelinde ein cöllmischerGrund mit zehn Feuerstellen sowie Kirche und Kloster und gehörte zum Domänenamt Rastenburg, zum andern war es ein königlicher Grund mit einem Krug und einer Waldwartswohnung und drei Feuerstellen und gehörte zum Domänenamt Rößel. 1874 wurde Heiligelinde in den neu errichteten AmtsbezirkPötschendorf(polnischPieckowo) eingegliedert, der bis 1945 bestand und zum Kreis Rastenburgim Regierungsbezirk Königsbergin der preußischenProvinz Ostpreußengehörte. 

IMG 0592Am 30. September 1928 schließen sich die Landgemeinde Heiligenlinde und der Nachbargutsbezirk Skatnick (polnisch Skatniki, nicht mehr existent) zur neuen Landgemeinde Heiligenlinde zusammen. 

Die Ursprünge des Kults von Unserer Lieben Frau von Heilige Linde (polnisch Święta Lipka) gehen zurück auf eine Sage aus dem 14. Jahrhundert. Sie berichtet von einem in RastenburgVerurteilten, der auf Intervention von „Unserer Lieben Frau“ eine aus Holz geschnitzte Figur ihres Kindesanfertigte. Nachdem er wegen dieser Skulptur freigelassen wurde, hängte er die Figur an eine Lindeauf dem Weg von Rastenburg nach Rößel. Viele Wunder sollen sich in der Folge um die Statue des Marienkindes ereignet haben. Jedoch weist der Begriff „Heilige Linde“ weiter zurück in die Vergangenheit: nämlich auf einen heidnischen Kultplatz der Prußen. Die Linde war das Symbol des Gottes Puschkait, eines Erdgottes. (Siehe auch Zwangschristianisierung). Im Laufe der Zeit wurde eine Kapellerund um den Baum mit der Schnitzfigur errichtet. Die Priester der Kapelle dienten dem Deutschen Ordenin Rastenburg. Die ältesten Informationen über die heilige Linde sind in Dokumenten des Domkapitelsvon Płockenthalten. Aus einer Aufzeichnung von 1473 geht hervor, dass der Ort zum Deutschordensstaatkam; die Kapelle wird nicht erwähnt. In einer Erlaubnis des Hochmeistersdes Deutschen Ordens, Johann von Tiefen, von 1491 zur Einrichtung einer Gaststätte ist die Kapelle genannt. Wegen der überlieferten Wunder fanden sich immer mehr Wallfahrerbzw. Pilgerin Heiligelinde ein. Auch der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach, wallfahrte hierher. IMG 6802

In der Zeit der Reformationzerstörten deren Anhänger die Kapelle in Heiligelinde. Dank der Bemühungen von Stefan Sadorskigelang der Wiederaufbau der Kapelle. Später erwarb das ermländische DomkapitelLand und Gebäude und ließ die Kapelle renovieren und umbauen. Sie hatte nun eine Grundfläche von 40 × 26 Fuß. Der Fürstbischofvon ErmlandSimon Rudnicki, weihte das Kirchenbauwerk am 19. November 1619 feierlich ein. An der Fassade der Kapelle wurden die drei Wappen von Sigismund III. WasaJohann Sigismund (Brandenburg)und Simon Rudnicki angebracht. Immer noch bildete der Stamm der Linde mit der Schnitzfigur den Mittelpunkt der Wallfahrtskapelle. Sadorski übergab die Kapelle der Ordensgemeinschaft der Jesuiten. Pilger kamen nicht nur aus dem Ermland, sondern auch aus WarschauVilniusund Lemberg. Unter den Pilgern war auch König Johann II. Kasimir

Basilika[

Die Jesuiten veranlassten schließlich den Neubau einesKirchengebäudesauf einem der Kapelle benachbarten Hügel. Es entstand in den Jahren 1688 bis 1693 nach Plänen eines namentlich nicht überlieferten Architekten, die Kapelle wurde abgerissen. Aus den Bauakten und Briefen der Registratur in Heiligelinde geht folgendes hervor: Der Abriss war bereits vorhanden, als der SuperiorMartin Wobbe und der Rektor des Kollegiums in Rössel, Johann Sigismund, mit dem Maurer, dem „ehrsamen nahmhaften Herrn Georg Ertly, Bürger und Maurer in Wilda“ (damaliger Name der Stadt Wilna (VilniusZur Wildenoder Wildau) am 16. März 1688 einen Bauvertrag vereinbarten. Ertly stammte aus Tirol und war langjährig in Vilnius tätig. Superior Wobbe starb 1688, und im Oktober schloss sein Nachfolger Konrad Schröter einen zweiten Vertrag mit Maurermeister Ertly. Erst 50 Jahre später, 1730 erhielt die Kirche ihre barocke Fassade. IMG 6783

Vor Baubeginn war es notwendig, den Boden zu stabilisieren. Der Baugrund lag auf sumpfigem Land zwischen den Seen Wirowym (Wirbelsee) und Dejnowa (Deinowasee). Dazu wurden 10.000 Holzpfeiler gerammt. 

Zwischen den Jahren 2003 und 2013 konnte dank des Zustroms von Pilgern und Touristen das Bauwerk renoviert werden. Baufachleute fanden heraus, dass die gelbe Fassadenfarbe nicht der ursprünglichen Gestaltung entsprach. Ein neuer, nun ockerfarbener Anstrich wurde aufgebracht. 

Die Kirche ist in der Form einer dreischiffigen Basilikaerrichtet mit Presbyterium im Hauptteil des Kirchenschiffes und seitlichen Emporen. Sie wird von einem Kreuzgang umgeben mit einer Kapelle an den Ecken. An der Fassade der Kirche und der Kapellenfront sind geschnitzte Skulpturen des Bildhauers Christoph Perwanger angebracht. 

Das Innere der Kirche ist reich verziert, unter anderem mit einem Gemälde an der Decke, in den Jahren 1722 bis 1727 gefertigt von Matthias Johann Meyer. Das Gewölbe im Presbyterium und das Hauptschiff (beginnend mit dem Presbyterium) ist geschmückt mit Bildern, so von Hedwig von Schlesien, Sigismund III. Wasa und Kasimir von Polen und Litauen

Zur sonstigen Ausstattung der Kirche gehören der Hauptaltar von 1712 bis 1714, die Arbeit von Christoph Peucker. Im Hauptaltar befindet sich ein 1640 von Bartholomäus Pensa gemaltes Bild der Muttergottes. Der KönigsbergerGoldschmied Samuel Grew stellte silberne Tabernakel her. Die Bilder der anderen acht Altäre fertigte unter anderem Martin Altomonte an. In der Kirche wird eine 1652 gefertigte Kopie der Schnitzfigur Unserer lieben Frau  zusammen mit einem symbolischen Lindenstamm gezeigt. Das auch Gnadenbild genannte Kunstwerk wurde im Jahr 1968 gekrönt.Orgelprospekt von Johann Josua Mosengel und Christoph Peucker (1721) mit Goebel-Orgel von 1905.

IMG 6769Die Orgel entstand 1719 bis 1721 in der Werkstatt von Johann Josua Mosengel. Das Instrument verfügte auf drei Manualen und Pedal über 40 Register. Von ihr ist heute allerdings nur noch der von Christoph Peuckererschaffene Prospekterhalten, in dem eine Vielzahl von beweglichen Figuren eine Verkündigungsszene darstellen. Das Orgelwerk selbst wurde 1905 durch einen Neubau der Werkstatt Bruno GoebelKönigsberg i. Pr., mit 36 Registern auf zwei Manualen und Pedal ersetzt, das im Jahr 2009 durch die Werkstatt Westfälischer Orgelbau S. Sauer restauriert wurde. 

Im 20. Jahrhundert waren die beweglichen Figuren des Gehäuses für mehrere Jahre nicht mehr funktionsfähig. Erst um 1990 gelang es Spezialisten, die Mechanik für die beweglichen Figuren (Maria, Engel, Posaune) wieder in Gang zu setzen. Die Orgel wird während der Touristensaison mehrmals täglich gespielt. 

Seit 1988 finden in der Kirche regelmäßig Heiligelinde-Musikabendemit Chor und einem Orgelspiel stattIMG 6806

Klostergelände

Außerhalb des Kreuzganges und neben der Kirche befindet sich ein Gedenkstein zu Ehren des berühmten Komponisten Feliks Nowowiejski(1877–1946), der als Klosterschüler in Heiligelinde war. Darüber hinaus verweist ein gestalteter Granitfindling darauf, dass hier der Jakobsweg entlang führt. 

 

 

 

                                                           Zure Bildergalerie geht´s hier: Burgen, Schlösser und Klöster

Michel P. von Pomerania Pomerania Adler

QR-Code

Zufallsbild aus der Galerie

© Designed by Pagepixel