Im Ordensland Preussen Teil 3 Tannenberg -Grunwald

Auf nach Tannenberg! Ein regnerischer Tag, der Termin diese Veranstaltung diesmal zu besuchen, sich einen Eindruck zu verschaffen und Freunde/ Bekannte zu treffen, war unser Ziel. Der erste Eindruck, geschäftstüchtige Parkplatzeinweiser, viele nasse Zelte und die dazugehörigen Lager. Dieser Zustand war sicher nicht so lustig für die Teilnehmer. Im Vorfeld der Lager wieder Kommerz, intern jedoch erfreulich. Die Lager geteilt in Deutscher Orden mit den entsprechenden Unterabteilungen (Hochmeisterlager, Wallenrode etc.) Kasimir V und daneben die Lager des polnisch/litauischen Heeres. Davor viele Händler, durchaus ansehenswert und vielfältig. Schön waren auch die freundlichen Gespräche die geführt worden sind. Besuch bei Bonum Satores, getroffen einige Jungs aus Bernau, Grzegorz Lazarus verfehlt dafür ein paar Jungs Kasimirs gesehen, Piotr Oljenik mit seinem Palastzelt nur von weitem gesehen. Es waren einfach zu viele Leute auf dem Platz.IMG 0466

Nach dem besichtigen und dem ein oder anderen Kauf bei den Händlern ging es auf das Schlachtfeld. Die Sonne lachte und es wurde gut warm. Alles hervorragend organisiert und auch bei dieser Großveranstaltung ließ kein Besucher seinen Müll liegen. Super. Es gibt bei dieser Veranstaltung viele Sponsoren und das Event wird wirklich sehr professionell aufgezogen. Ich hatte mehrmals große Emotionen und das Singen unserer Hymne war dann der Höhepunkt. Wirklich toll gemacht. Ein beschäftigen mit der historischen Schlacht ist sicher von Vorteil um die Bewegungen und Handlungen auf dem Schlachtfeld zu verstehen. Ausgang ist bekannt. Im unteren Text gibt es die Zusammenhänge nochmals aufgearbeitet. Das war der Erkundungsbesuch, wir hoffe selbst bald auf diesem historischen Schlachtfeld zu stehen und für den Orden in die Schlacht zu ziehen.Es sei wirklich jedem an Herz gelegt, auch scheint der Weg weit, diese lohnenswerte Veranstaltung zu besuchen.

Unsere Rückreise ging über Marienburg. Genau zu diesem Zeitpunkt tummelten sich schon die ersten Darsteller zur nächsten Veranstaltung, der Belagerung der Burg. Im MCD wurde sich dann mit moderner Nahrung versorgt. Zeit zum Besuch der Burg/ erste Lager hatten wir nicht mehr. Waren ja schon einmal dort. Es war zu verkraften. Auch diese Veranstaltung steht weit oben auf unserer Liste.

 

 

 

 

Grunwald/Tannenberg   Schlacht 1410 1920px Alex K Grundwald flags 1410 03

800px Insignia Germany Order TeutonicAm 15. Juli 1410 fand die Schlacht von Tannenberg / Grunwald statt, eine der größten Schlachten der Geschichte. Der Ausgang wirkte weit in die Zeit hinein, es prägte die nachfolgend insbesondere die weitere Geschichte Deutschlands und Polens. Die Schlacht bei Grünewald am 15. Juli 1410 war die militärische Auseinandersetzung  zwischen den Heeren des Deutschen Ordens unter Hochmeister Ulrich von Jungingen und einer gemeinsamen Streitmacht des Königreiches Polen unter König Ladislaus II. Jagello und des Großherzogtums Litauen unter Großfürst Vytautas. Der seit einem Jahrhundert andauernde Konflikt des Ritterordens mit dem Großfürstentum Litauen sowie die ständige Rivalität zwischen dem Deutschem Orden und dem Königreich Polen erreichten in der Schlacht bei Grunwald ihren Höhepunkt. Die Niederlage der Streitmacht des Deutschen Ordens in der Schlacht kennzeichnet den Beginn des Niedergangs der Ordensherrschaft im Baltikum. Für mehr als einhundert Jahre konnte sich der Orden noch in seiner Struktur behaupten.

800px POL Przemysł II 1295 COAVorgeschichte :

Auf dem Konzil hatten sich Orden und der polnische König gegenseitig angeklagt. Für den Deutschen Orden war der Dominikaner Johannes Falkenberg als Ankläger in den Ring gestiegen. Als Prior des Klosters von Warburg war er ein leidenschaftlicher Redner, der die Polen anklagte, da sie heidnische Truppen gegen einen gute Katholiken  und damit den Orden eingestzt hatte. Falkenbergs  überzogene Schrift unter dem Titel „Satyra“ war Grundlage der polnischer Klagen und Falkenberg verließ das Konzil als päpstlicher Gefangener. Auf der polnischen Seite wurde Pawel Wladimiri auf mit seiner Schrift "Tractatus de potestate Papae et Imperatoris respectu infidelium" tätig. 

Battle of TannenbergDer Anlaß des Konfliktes, war  seit 1309 das  zwischen dem Orden und Polen strittige Pomerellen. Schamaiten wurde 1398 im Vertrag von Sallinwerder durch Wytautas dem Deutschen Orden zugesprochen, was 1404 vom Königreich Polen aufgrund diplomatischen Druckes des Papstes Innozenz VII. nochmals bestätigt wurde. Infolge der 1402 erfolgten Verpfändung der östlich der Oder gelegenen brandenburgischen Neumark an den Deutschen Orden, an deren Erwerb auch Polen Interesse zeigte, verschlechterte sich das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen dem Orden und dem Königreich Polen.

Der litauische Großfürst Wytautas unterstützte zudem aus machtpolitischen Interessen seit 1402 die mit der Herrschaft des Ordens unzufriedenen Schamaiten, so daß es 1409 zum offenen Aufstand gegen die Ordensherrschaft kam. Sowohl der Großfürst, als auch die Schamaiten, wurden dabei von Vytautas’ Verwandten, dem polnischen König Jagello unterstützt. 

Am 8. Oktober wurde ein  befristeter Waffenstillstand geschlossen. Im Januar kam es zum letzten Versuch, einen Ausgleich zu erreichen: Der zur Schlichtung angerufene böhmische König Wenzel IV. sprach am 15. Februar 1410 dem Orden aufgrund des Kontraktes zu Salinwerder das Verfügungsrecht auf Schamaiten zu. Dieses Urteil wurde indes sowohl vom polnischen Adel als auch vom Großfürsten Litauens, Vytautas, nicht akzeptiert. So bereiteten sich die Kontrahenten intensiv auf eine militärische Entscheidung während der Sommermonate des Jahres 1410 vor. Dieser als "grosser streyth" bezeichnete Krieg gipfelte im Zusammentreffen der Heere unweit Tannenbergs. Beide Seiten waren fest entschlossen durch einen Feldzug während des Sommers 1410 eine endgültige Entscheidung herbeizuführen. 1409/10 fand  eine polnisch-litauische Beratung statt, auf der ein Feldzugsplan entworfen wurde. Erstmals sollte es eine koordinierte Kriegsführung geben. Der Plan sah vor, mit vereinten Heeren gegen die Marienburg zu ziehen, diese zu erobern und damit den Orden entscheidend zu schwächen.

Bereits im Frühjahr 1410 begannen die Kriegsgegner, ihre jeweiligen Aufgebote zu sammeln. Der Deutsche Orden mobilisierte die verfügbaren Streitkräfte sämtlicher Komtureien und befahl zeitgleich das Aufgebot der Städte sowie des ansässigen Landadels. Der livländische Landmeister Conrad von Vytinghove erteilte dem Hochmeister jedoch eine Absage und berief sich auf ein Waffenstillstandsabkommen mit Großfürst Vytautas. So erklärt sich die Abwesenheit des gesamten livländischen Ordenszweiges, was nachhaltige Folgen für das Kräfteverhältnis haben sollte. Am 26. Juni brach das polnische Hauptheer nach Norden auf. Ende Juni erschien Großfürst Vytautas vereinbarungsgemäß mit den litauischen Aufgeboten nebst verschiedenen tatarischen Truppenteilen sowie den weißrussischen Kontingenten. Gleichzeitig sammelte sich eine polnische Streitmacht unweit Brombergs unter dem Befehl des dortigen Starosten. Diese Abteilungen sollten in der Neumark offensiv werden.

Der Feldzug begann am 30. Juni mit dem Überschreiten der Weichsel durch das hier vereinigte polnisch-litauische Heer bei Tscherwinsk/Weichsel. Das Heer bezog unweit Bjesuns ein befestigtes Lager, befand sich nun unmittelbar an der Grenze des Deutschordensstaates. Infolge von hier abgesandter so genannter Entsagungsbriefe der Herzöge Semovit und Janusch von Masowien sowie weiterer Edelleute konnten der Hochmeister sowie seine Berater erstmals den Standort der polnisch-litauischen Hauptstreitmacht erkennen.  Ende Juni kam es zu ersten Kämpfen in der Neumark, was den Hochmeister veranlaßte, einen Teil seines Heeres unter  Komtur Heinrich von Plauen bei Schwetz zu belassen. Das Heer des Ordens zog am 2. Juli auf Soldau, in dessen Nähe sich bereits eine vorgeschobene Abteilung unter dem Ordensmarschall Friedrich von Wallenrod befand. Hier verschanzte man sich bei Kauernick an den Ufern des Flußes Dwerenz. Das jetzt konzentriert ins Ordensland vorrückende Heer des polnischen Königs sowie die Streitmacht des Großfürsten Vytautas wichen einer für sie taktisch nachteiligen Konfrontation vor den befestigten Schanzen des Ordensheeres aus. Die Verbündeten versuchten ihrerseits, das Ordensheer östlich zu umgehen und stürmten am 8. Juli Soldau und Neidenburg. Das Hauptheer des Ordens stand nur einige Kilometer westlich des Geschehens, als es am 13. Juli zur Erstürmung von Gilgenburg durch Litauer und Tataren kam. Vermutlich aufgrund der dortigen Geschehnisse und der Verwüstung Gilgenburgs befahl Ulrich von Jungingen den sofortigen Aufbruch des Heeres mit dem Ziel, den Gegner unverzüglich zu stellen. Nachdem in der darauffolgenden Nacht über dem Lager des Ordensheeres unweit von Frögenau und der gesamten Tannenberger Heidelandschaft ein schweres Gewitter niederging, standen sich die Heere seit dem Vormittag des 15. Juli zwischen den Dörfern Grünfelde und Tannenberg sowie Ludwigsdorf und Faulen gegenüber.

Die Überlieferungen über die Stärke beider Heere weichen beträchtlich voneinander ab. Sie reichen für das polnisch-litauische Heer von 26.000 bis 39.000 Kämpfer, für das Ordensheer von 11.000 bis 27.000. Jan Dlugosch, der spätere Chronist der Schlacht, dessen Vater an ihr teilgenommen hatte, nennt zwar keine Zahlen, doch ist es möglich, anhand seiner Auflistung der beteiligten Banner, für das Ordensheer sowie den polnischen Adel eine Schätzung abzugeben: So standen inklusive von Kriegsaufgeboten der preußischen Stände um die 20.000 Mann unter der Fahne des Ordens, während das Königreich Polen 15.000 mehr oder weniger gut gerüstete Kämpfer ins Feld führte. Unberücksichtigt bleibt bei diesen Schätzungen die Anzahl der Litauer, Tataren, Ruthenen und Weißrussen unter dem Kommando Vytautas’. Der britische Militärhistoriker Stephen Turnbull schätzt, daß das Heer des Deutschen Ordens 27.000 Mann stark war, das ihrer Gegner insgesamt 39.000 Mann umfasste. 

Die Ordensritter bildeten im Heer eine Minderheit. Da jede Komturei mit Ausnahme der Haupthäuser Marienburg und Königsberg nur fünf bis sieben Ordensritter stellte, befanden sich höchstens vierhundert ritterliche Ordensbrüder auf dem Schlachtfeld. Von großer psychologischer Bedeutung ist jedoch der "sakrale Nimbus" des Ordens zu bewerten, der sich auf den besonderen Schutz seiner Patronin, der Jungfrau Maria, berief. Der Deutsche Orden stand im Ruf, aufgrund dieses hohen Patronats unbesiegbar zu sein. Dieser Aspekt besaß im tief religiösen Spätmittelalter hohe Bedeutung. Er erklärt unter Umständen auch das spätere Zögern des polnischen Königs, den Befehl zur Attacke auf das Ordensheer zu geben. Auf polnischer Seite wurden bereits im Vorfeld des Treffens vielfältige Prophezeiungen, unter anderem der Heiligen Birgitta, verbreitet, um diesen psychologischen Vorteil des Ordens auszugleichen. Bei den litauischen Truppen hatten sich das sakrale Regularium des Christentums noch nicht maßgeblich durchgesetzt, daher fiel dieser Aspekt kaum ins Gewicht.

König Ladislaus II. ordnete sein Heer in drei Linien. Am rechten Flügel standen die von Großfürst Vytautas befehligten, leichter bewaffneten und gerüsteten Litauer, Ruthenen und Lipka-Tataren, am linken die Polen unter dem Kommando von Jan Zyndram von Maschkowitz und Zbigniew Kazimierz von Gobliniz. Die Frontlinie war fast drei Kilometer lang. Das Ordensheer stand ursprünglich gleichfalls in drei Linien. Als Hochmeister Ulrich von Jungingen die lange Front des gegnerischen Heeres erkannte, gruppierte er sie in zwei Linien um und verbreiterte damit die Aufstellung seines Heeres, um nicht vom Gegner umgangen zu werden. Auf dem rechten Flügel des Ordensheeres stand der Großteil ordensfremder Ritter, zusammengefasst unter der Fahne des Heiligen Georg. Auf beiden Seiten waren die Ritter in Banner gegliedert. Bei den Litauern gliederten sich die Krieger in Stammesverbände unter dem Kommando eines Bojaren, Teile des Fußvolks blieben zum Schutz der Heerlager zurück. Vor den Bannern der Ordensritter standen Armbrustschützen. Auf einer Anhöhe links des Ordensheeres bezogen Steinbüchsen Stellung. Weil das Ordensheer auf Befehl des Hochmeisters willkürlich vorgerückt war, befand es sich nun in taktisch nachteiliger Position, da sich die Masse des polnisch-litauischen Heeres auf bewaldetem Areal befand, so daß ein Angriff der schwer gerüsteten Ritter ausgeschlossen war. Laut mittelalterlicher Kampftaktik legte man Wert darauf, die Initiative durch einen frontalen Reiterangriff auf einen frei im Gelände befindlichen Gegner zu gewinnen. Diese Option blieb dem Ordensheer aufgrund der Umstände verwehrt. Es musste also defensiv bleiben und den Angriff des polnisch-litauischen Heeres erwarten, was sich unter den sommerlichen Bedingungen des 15. Juli nachteilig auswirkte.

Schlacht

Karte Schlacht bei Tannenberg 1410 EröffnungDie eigentliche Schlacht begann um die Mittagszeit. Zuvor hatte Hochmeister Ulrich von Jungingen auf Anraten des Ordensmarschalls Wallenrode dem König Ladislaus sowie Vytautas jeweils ein blankes Schwert überbringen lassen und somit zum unverzüglichen Kampf aufgefordert. Der Chronist Jan Dlugosch gibt den Wortlaut wieder:IMG 6183

"Es ist Brauch kriegerischer Streiter, wenn ein Kriegsheer zum Kampfe bereit des andern wartet, so sendet es diesem ein Schwert zu, um es zum gerechten Streit auf dem Kampfplatz zu fordern. Sehet, so reichen auch wir euch jetzt zwei Schwerter entgegen, das eine für Euch, den König, das andere für Euch, Herzog Witold, im Namen des Meisters, des Marschalls und der Ritter des Ordens, auf daß ihr den Kampfplatz erwählet, wo ihr ihn wollt. Nehmet sie euch zur Hilfe, diese Schwerter, zum Beginne des Streites. Aber zaudert nicht ferner und versäumet nicht die Zeit. Wozu versteckt ihr euch in Wäldern und verberget Euch, um dem Kampfe zu entfliehen, dem ihr für wahr doch nicht mehr entgehen könnt?"

Dieses der ritterlichen Tradition entsprechende Vorgehen erschien dem Hochmeister erforderlich, da sich Ladislaus II. nicht zu einem Angriff entschließen konnte. Über die Beweggründe des Königs läßt sich aus heutiger Sicht nur noch spekulieren, doch ist es durchaus nachvollziehbar, daß dieser nicht als Aggressor gegen ein christliches Heer unter dem Patronat der Heiligen Jungfrau gelten wollte. Litauische Quellen bezeichnen den König dagegen als ängstlich - der Großfürst habe den König sogar persönlich aufgefordert, seine Andacht zu beenden und endlich den Angriff zu befehlen. Denkbar ist allerdings auch, daß der König auf Anraten seiner erfahrenen Unterführer das in der Mittagshitze in Schlachtordnung aufgestellte Ordensheer schon im Vorfeld des unvermeidlichen Treffens durch physische Ermüdung der schwer gerüsteten Kämpfer sowie derer Streitrosse schwächen wollte.

Angriff und Gegenattacke auf dem linken Flügel des Ordensheeres

IMG 6170Unabhängig von seiner Aufforderung an Ladislaus ließ Großfürst Vytautas seine leichte Reiterei am rechten Flügel des vereinigten Heeres angreifen und eröffnete um die Mittagsstunde die Schlacht. Dieser Angriff veranlasste das vorzeitige Abfeuern der Geschütze des Ordensheeres. Der Einsatz der kosten- sowie logistikintensiven "Feuerrohre" in einer Feldschlacht erwies sich in der Folge als taktischer Fehlschlag. Durch den ungestümen Angriff der eigenen Truppen auf dem linken Flügel wurden die jeweiligen Stückmeister ihres Schußfeldes beraubt und zudem war die neuartige Waffe mit technischen Problemen behaftet: Das vom Gewitterregen der vorangegangenen Nacht feuchte Schwarzpulver zeigte sich zu großen Teilen als unbrauchbar. Auch erwies sich die Zielgenauigkeit der damaligen auf Steinbüchsen beruhenden Feldartillerie schon auf 150 Meter als sehr unpräzise, was sich gerade bei der Abwehr von schnellen Reiterattacken nachhaltig auswirkte. Die Artillerie zeitigte demnach nur geringe Wirkung.

Der Gegenattacke der schweren Kavallerie auf dem linken Flügels der Ordensstreitmacht unter dem Kommando des Ordensmarschalls Friedrich von Wallenrode zeigte sich die leicht ausgerüstete litauische Reiterei unterlegen. Die schwer gepanzerten Ritter des Ordensheeres drängten die Angreifer zurück, doch statt eine geschlossene Formation zu halten, verfolgten sie den zurückweichenden Gegner. Damit aber löste sich die Schlachtordnung in diesem Sektor auf.

Angriff gefolgt von Rückzug, Neugruppierung und Gegenangriff gehörte seinerzeit aber zur üblichen Kampfweise der leichten Reiterei der Steppenvölker (Tataren, Bessarabier, Walachen), so daß die sie verfolgende schwere Reiterei vom Schlachtfeld abgezogen und von der Truppe abgeschnitten wurde. Ob es sich bei diesem scheinbaren Rückzug von Großteilen des litauischen Kontingents nun um eine Kriegslist oder mehr oder weniger um einen gut genutzten Zufall handelte, ist eine bis heute strittige Frage. Drei weißrussische Banner, die laut Schlachtplan den Anschluß an die polnischen Kontingente halten sollten, schlossen sich nicht dem allgemeinen Rückzug auf dem litauischen Flügel an. Die Weißrussen versuchten hingegen, sich geordnet in Richtung Zentrum zurückzuziehen, um hier Anschluß an die polnischen Banner zu finden. Diese Abteilungen wurden mit Ausnahme des Smolensker Banners vollständig vernichtet.IMG 6181

Kampf auf dem rechten Flügel

Ein wenig später erfolgender Angriff der polnischen Ritterschaft gegen den rechten Flügel des Ordensheeres unter dem Großkomtur Kuno von Lichtenstein wurde durch die fünfzehn Banner der preußischen Komtureien sowie durch ritterliche Gäste des Ordens aufgehalten. Das Gefecht unter weitgehend gleich Gerüsteten blieb hier vorerst ohne Entscheidung. Allerdings fiel das polnische Reichspanier kurzzeitig in die Hände des Ordens. Die Polen eroberten es in einem überraschenden Gegenstoß unter Führung des Ritters Zawischa Schwarz umgehend zurück, der Legende nach, weil die Ordensritter infolge des triumphalen Absingens des Chorals Christ ist erstanden vom Schlachtgeschehen abgelenkt waren.IMG 6191

Nach mittelalterlichem Verständnis bedeutete der Fall des gegnerischen Hauptbanners den Tod oder die Gefangennahme des feindlichen Heerführers, was viele Krieger des Ordensheeres aufgrund der räumlichen Distanz zum unmittelbaren Geschehen vermuteten und unter Anbetracht des scheinbar zur Flucht ausartenden litauischen Rückzugs als endgültigen Sieg deuteten. Diese Tatsache erklärt das in den Quellen belegte Anstimmen des Siegeschorals.

Da König Ladislaus entgegen der Tradition nicht in unmittelbarer Nähe des verlorenen Hauptbanners weilte, sondern gemeinsam mit Jan Sindram von Maschkowitz die Schlacht aus einiger Entfernung beobachtete, blieb der Fall des Banners eine Episode. Kurzfristig wurden einige Reservebanner unter Zawischa Schwarz in dieser für Polen kritischen Schlachtphase eingesetzt, um durch temporär zahlenmäßiges Übergewicht das als optischen Fixpunkt überaus wichtige Reichspanier den Ordensrittern wieder zu entreißen.

Attacke des Rennbanners sowie der Kulmer Ritterschaft unter Ulrich von Jungingen Der Hochmeister versuchte daraufhin persönlich, mit seinen 15 Reservebannern, darunter dem hochmeisterlichen Rennbanner, einer Elite der Ordensritterschaft, ein Umgehungsmanöver des durch den Rückzug der Litauer entblößten polnischen rechten Flügels, um somit dem Feind in die Flanke zu fallen und eine Entscheidung zu seinen Gunsten herbeizuführen. Dabei verweigerte ihm jedoch die seit 1397 im Eidechsenbund zusammengeschlossene Kulmer Ritterschaft den Gehorsam. Aus diesem Grunde und infolge der entschlossenen Abwehr der Polen mißlang die Attacke. An vorderster Front kämpfend, ging Ulrich von Jungingen das gleiche Risiko ein wie die von ihm geführten Kämpfer; das missglückte Manöver und seinen Wagemut bezahlte er mit dem Leben. Der Hochmeister erwies sich hier zwar den Idealen des Rittertums ergeben, was sich aber später als verhängnisvoll erwies. Jungingen zeigte sich der Nachwelt als tapferer Krieger, jedoch nicht als weitblickender Feldherr, der selbst im Falle eines verlorenen Treffens hinhaltenden Widerstand zu organisieren vermochte. Der Hochmeister schien eine kritische Phase in der Schlacht oder ein generell verlorenes Treffen grundsätzlich ausgeschlossen zu haben. So erklärt sich der einhergehende Verlust jeglicher koordinierter Führung mit dem Tod des Heerführers. Hinzu kam die Verteilung der Großgebietiger, das heißt der potentiellen Stellvertreter, auf die einzelnen Flügel, was eine einheitliche Führung unmöglich machte. So war der Ordensmarschall Friedrich von Wallenrode, Befehlshaber des weit vorgepreschten linken Flügels, zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits gefallen, während Großkomtur Kuno von Lichtenstein isoliert auf dem rechten Flügel des Ordensheeres das Gelände zu behaupten suchte.IMG 6199

Der Kessel von Tannenberg

Nach dem Fall des Hochmeisterbanners begann sich am späten Nachmittag die Ordnung des Ordensheeres aufzulösen. Ohne Führung vermochte das Ordensheer keinen geordneten Widerstand zu leisten, die Schlacht verzettelte sich in erbitterte Gefechte zwischen den einzelnen Bannern und sogar vom Hauptheer isolierten Rittern. Das Festhalten des Großkomturs auf bestehenden Positionen erleichterte die Umfassung dieses Heeresteils durch die polnische Reiterei. Dagegen wurde auf polnischer Seite durch den König und dessen Berater Jan Zyndram von Maschkowitz nun böhmisches Fußvolk in die Schlacht geführt, was die ohnehin ausgedünnten Reihen des Ordensheeres ins Wanken brachte. Auf das Schlachtfeld zurückkehrende litauische Kräfte verschoben das Kräfteverhältnis nochmals zu ungunsten des Ordens, dessen restliches Heer nun an den Flanken umfasst wurde. Einzelne Einheiten entgingen der Vernichtung durch Flucht. Unter ihnen befanden sich der einzig überlebende Großgebietiger, der Großspittler des Deutschen Ordens und gleichzeitig Komtur von Elbing, Werner von Tettlingen sowie der Komtur von Danzig, Johann von Schönfels.  Sich zurückziehende Kräfte versuchten beim Heerlager des Ordensheeres nahe Frögenau eine letzte Verteidigung, wurden jedoch von dem polnisch-litauischen Heer sowie Teilen des eigenen Trosses, der in Anbetracht der Lage abrupt die Fronten wechselte, endgültig besiegt. Das Lager wurde gestürmt und geplündert. Der Chronist schreibt: Karte Schlacht bei Tannenberg 1410 Ende

"Die feindlichen Lager mit großen Vorräten und Reichtümern, die Wagen und der gesamte Troß des Hochmeisters und der preußischen Ritterschaft fielen in die Hände der polnischen Soldaten. Man fand im Lager der Kreuzritter einige Wagen, die nur mit Ketten und Banden beladen waren. Ihres Sieges gewiß und nicht Gott um diesen bittend, mehr mit dem künftigen Triumph als mit der Schlacht beschäftigt, hatten sie diese für die Fesselung der Polen vorbereitet. Es gab auch andere Wagen voll mit Kienholz, auch mit Talg und Pech getränktem Werg, mit dem sie die geschlagenen und fliehenden Polen vor sich herjagen wollten. Zu früh freuten sie sich ihres Sieges, stolz auf sich selbst vertrauend und nicht bedenkend, daß der Sieg in Gottes Hand lag. So hat Gott ihren Hochmut gerecht bestraft, denn die Polen banden sie mit eben diesen Eisen und Fesseln. Diese Ketten und Bande, die die Kreuzritter für sich selbst geschmiedet hatten, waren ein erschütterndes Beispiel für die Unbeständigkeit der menschlichen Dinge, ebenso die Wagen und das feindliche Lager mit ihren großen Reichtümern, die von den polnischen Rittern innerhalb einer Viertelstunde verwüstet wurden, so daß nicht die geringste Spur von ihnen blieb."

Folgen der Niederlage des Ritterordens

Unmittelbare Folgen der Schlacht

Auf beiden Seiten wurde der Ausgang der Schlacht als Gottesurteil gewertet. Die Schlacht hatte viele Opfer gekostet. Verlässliche Zahlen existieren nicht. Zeitgenössische Quellen sprechen von 50.000 bis 100.000 Toten, Verwundeten und Gefangenen, aber solche Angaben sind wohl Übertreibungen. Neben dem Hochmeister kam bis auf wenige Ausnahmen die gesamte Führungsschicht des Ordens um.

Die zumeist vollständig ausgeplünderten Gefallenen wurden in der Folge in Massengräbern beigesetzt, während man einzig die Leiche des Hochmeisters auf Weisung des Königs würdig zur Marienburg überführte. Die Gefangenen, unter ihnen Herzog Konrad V. von Öls und Kasimir, jüngerer Sohn des Herzogs Swantibor III. von Pommern-Stettin, sollten zu einem späteren Zeitpunkt gegen Lösegeld ausgelöst werden, was zum Teil die immense Summe an Entschädigung im später in Thorn ausgehandelten Friedensvertrag erklärt. In erster Linie handelte es sich bei den ritterlichen Gefangenen um so genannte Gäste des Ordens, da die meisten Ordensritter gefallen waren. Laut mittelalterlicher Quellen blieben 202 ritterliche Ordensbrüder auf dem Schlachtfeld. Der gefangene Komtur der ostpreußischen Brandenburg, Markward von Salzbach, und der Vogt des Samlandes, Heinrich Schaumburg, wurden durch Vytautas aufgrund früherer Differenzen noch auf dem Schlachtfeld hingerichtet.IMG 6212

Nach dem Sieg lagerte das polnisch-litauische Heer drei weitere Tage nahe dem Schlachtfeld. Man berief sich auf einen alten Brauch, tatsächlich sollte den Kriegern Gelegenheit gegeben werden, sich zu erholen und die Gefallenen zu plündern. Am 19. Juli setzte sich das Heer mit Ziel des Haupthauses des Ordens, der Ordensburg Marienburg, in Bewegung. Man benötigte elf Tage, denn es mussten noch einige sich ergebende Burgen übernommen werden. Die Verteidigung der vom Schlachtfeld bei Tannenberg ungefähr siebzig Straßenkilometer entfernten Marienburg wurde indes durch Heinrich von Plauen, dem Komtur von Schwetz, improvisiert. Hier fanden auch versprengte Reste des Ordensheeres Zuflucht.

Die jetzt folgende Belagerung der Marienburg musste am 19. September aufgrund des hartnäckigen Widerstands sowie aus mangelnder Versorgung des Belagerungsheeres erfolglos abgebrochen werden. Zudem rückte seit Ende August eine Streitmacht aus Livland heran. Eine Typhus-Epidemie unter den Litauern und Tataren und nicht zuletzt ein Angriff des ungarischen Königs Sigismund, einem erklärten Verbündeten des Ordens, auf Südpolen waren weitere Beweggründe für den polnischen König, die Belagerung abzubrechen. Die erbeuteten 51 Banner des Deutschen Ordens wurden im Spätherbst in feierlicher Prozession in die Krakauer Wawelkathedrale gebracht und dort als Siegessymbol über die "Krzyzacy" gezeigt. Zuletzt wurden sie Anfang des 17. Jahrhunderts erwähnt, doch existierten um 1800 immer noch einige von ihnen. Ihr Verbleib nach dieser Zeit ist allerdings ungeklärt.

Die verbliebenen Ordensbrüder wählten in der Folge den Komtur Heinrich von Plauen zum neuen Hochmeister. Dieser führte danach eine Reihe von Prozessen gegen Ritter, die angeblich in der Schlacht bei Tannenberg versagt, sowie Burgvögte, die ihre festen Häuser voreilig dem Feind ausgeliefert hatten. Prominentestes Opfer war der Führer des Eidechsenbundes und dessen Bannerträger in der Schlacht bei Tannenberg, Nicolaus von Renys. Er wurde nach weiteren ordensfeindlichen Aktivitäten wegen Hochverrats 1411 in Graudenz hingerichtet.IMG 6233

Auswirkungen

Langfristig bedeutete die Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg die wirtschaftlich vorteilhafte Anbindung Preußens an Polens Ressourcen und folglich für den Deutschen Orden den Anfang vom Ende seiner auf mittelalterlichen Rechtsbedingungen begründeten Territorialherrschaft in Preußen. Der Mythos von der Unbesiegbarkeit des Ordensheeres wurde bei Tannenberg endgültig gebrochen. Es gelang zwar noch, die Marienburg gegen den Angriff der Polen und Litauer zu verteidigen, aber im Ersten Frieden von Thorn, am 1. Februar 1411, musste der Ordensstaat einige strittige Gebiete an Polen abtreten und 100.000 Schock böhmische Groschen Entschädigung zahlen.

Seine wirtschaftliche und finanzielle Situation spitzte sich in der Folge dramatisch zu. Der Seehandel ging mit dem schleichenden Niedergang der Hanse zurück und es brachen latente Widersprüche, wie die Forderung der Ständebeteiligung an der Landesherrschaft und Fragen bei der Steuererbringung, innerhalb der preußischen Gesellschaft offen auf. Die in Thorn ausgehandelten Kontributionen belasteten den Orden und die preußischen Stände finanziell außerordentlich und führte letztlich im Jahre 1454 zum Aufstand der 1440 in Elbing zum "Preußischen Bund" zusammengeschlossenen Landstände gegen die feudale Zwangsherrschaft der Ordensritter.

Auch war der Ruf des Ordens infolge der Niederlage nachhaltig geschädigt, denn auf dem Konzil von Konstanz (1414-1418) wurden Polen und Litauen nicht, wie der Orden es anstrebte, als Aggressor gegen Christen verurteilt. Die Heidenmission in Litauen verlor hier endgültig ihre Legitimation. Von Papst und Kaiser wurden alle Ansprüche des Ordens auf vorgeblich heidnisches Land im Großfürstentum Litauen abgesprochen. Die Idee der Zwangsbekehrung musste endgültig aufgegeben werden, was das Existenzrecht des Ordensstaates im Baltikum in Frage stellte.

Der 1454 ausbrechende Dreizehnjährige Krieg zwischen dem Deutschen Ritterorden und dem Königreich Polen und den mit dessen König verbündeten preußischen Städten endete mit einer schweren Niederlage des Ordens und führte 1466 zur Teilung Preußens im Zweiten Frieden von Thorn. Aufgrund dieses Vertrages kam der westliche Teil des Ordensstaates unter die Oberhoheit des polnischen Königs, der Hochmeister verpflichtete sich vertraglich, dem polnischen König den Lehnseid zu leisten. Damit verlor der bisher als Landesfürst auftretende Hochmeister immens an Reputation und musste den untergeordneten Rang eines Vasallen der polnischen Krone akzeptieren. Auf diese Weise konnte sich der Aufstieg Polen-Litauens zu einer neuen Großmacht in Europa fortsetzen.

Legenden

In der Nacht vor dem entscheidenden Treffen soll sich vor dem über dem Feld stehenden Vollmond ein mysteriöses Himmelsschauspiel zugetragen haben: Der Schatten eines Königs und eines Mönches hätten sich erbittert bekämpft, bis der Mönch, ein Symbol der sakralen Ritterschaft des Deutschen Ordens, schließlich unterlegen sei. Dieses Geschehen wurde im Nachhinein als günstiges Omen für einen polnischen Sieg gedeutet. Während der Schlacht soll sich der Heilige Stanislaus von Krakau über dem polnischen Heer gezeigt und so den himmlischen Beistand der polnischen Sache unterstrichen haben. Die diffuse Gestalt schwebte angeblich von einer Aureole aus Licht umgeben einige Zeit über den Kämpfenden und segnete die in die Schlacht ziehenden Scharen. Die aus taktischer Überlegung dem polnischen König und litauischen Großfürsten dargebrachten beiden Schwerter galten schon Zeitgenossen und der Nachwelt als Symbol "teutonischen Hochmuts", den Gott umgehend strafte.

Die zunächst mündliche, später auch schriftliche Verbreitung dieser Gegebenheiten erfolgte mit propagandistischer Absicht unter dem Aspekt des sich in der Mitte des 15. Jahrhunderts verschärfenden Widerspruchs zwischen dem Königreich Polen und den preußischen Ständen auf der einen, und dem Deutschen Orden auf der anderen Seite. Dieser Konflikt mündete schließlich in den Dreizehnjährigen Krieg. Es sollten unter Berufung auf religiös interpretierte Phänomene die Ansprüche Polens legitimiert und der Orden ideologisch geschädigt werden..IMG 0466

Wo?

IMG 6122Die Schlacht wurde zwischen den Dörfern Grünfelde, Tannenberg und Ludwigsdorf in Ostpreußen geschlagen. Die nächstgelegene Stadt ist Gilgenburg. Der polnische König nannte 1410 in einem lateinischen Brief "Grunenvelt" als Ort der Schlacht. In der Jahrzehnte später abgefaßten Chronik des polnischen Chronisten Johannes Longinus ist von "Grunvald" die Rede, in der polnischen Geschichtsschreibung wird seither Schlacht bei Grunwald verwendet, für die litauische Geschichtsschreibung wurde der vermeintliche "Grünwald" entsprechend übersetzt, zu Schlacht bei Schalgiris. Als 1945 Ostpreußen polnisch besetzt wurde, wurde Grünfelde entsprechend in Grunwald umbenannt. Im deutschen Sprachgebrauch ist im Allgemeinen von der Schlacht bei Tannenberg dieRede, nur im Vokabular des Bildungssystems der DDR wurde die Schlacht dem polnischem Vorbild folgend nach Grunwald benannt. 

 

 

Quelle in Auszügen:  Bilder Schlachtenverlauf Wikipedia,  Text in Auszügen und teilweise schriftlicher Veränderung aus dem Internet, Verfasser nicht eindeutig identifizierbar. Nachtrag erfolgt bei Bekanntgabe.   

Weiterführender Beitrag :

König Wladislaw eröffnete den Krieg. Alle seine Fürsten schickten dem Orden ihre Entsagungsbriefe. Die polnischen Truppen drangen bis Soltau auf preußischen Boden vor und erstürmten diese Stadt am 8.Juli 1410. Es war dies der letzte Tag des Waffenstillstandes. Der nächste polnische Angriff galt Gilgenburg. Die Stadt wurde von einem litauischer Truppen, die durch einige tausend Tataren verstärkt worden waren, erstürmt. Alle Männer wurden erschlagen, die Frauen und Mädchen, die sich in die Stadtkirche geflüchtet hatten, wurden dort vergewaltigt. Zum Schluss steckten Litauer und Tataren Gilgenburg von einem Ende zum anderen an. (s. Lindenblatt: a.a.O.,S216 und Dlugoss S.236 sowie Kojalowicz S.85)

Die verheerende Nachricht ließ der Hochmeister am 13.Juli aus dem Lager Kauernick nach Norden aufbrechen-entlang der Drewenz marschierend, wurde Löbau erreicht. August von Kotzebue hat darüber in einem seiner Werke ein farbenfrohes Bild entworfen.

`Dem großen Ordensbanner voran mit dem schwarzen und goldenen Kreuz, in der Mitte der goldene Schild mit dem schwarzen Adler , folgten in großer Schar die ausgezeichneten Ritter und das Hofgesinde des Hochmeisters. Der kleinen Hochmeisterfahne wiederum folgten die vornehmen Landesedlen und die Soldritter aus Deutschland.Unter dem Banner des Ordensmarschalls mit dem schwarzen Kreuz standen die Franken, unter jenem Herzog von Oels mit dem schwarzen Adler die Schlesier. Das Panier des heiligen Georg, mit dem weißen Kreuz im roten Feld , das Ritter Georg von Gersdorf trug, sah hinter sich die wackersten Ritter aus allen deutschen Landen. Um den kulmischen Fahnenträger mit dem weiß und rot geflammten Banner mit dem schwarzen Kreuz standen die Edlen und Bürger von Kulm.`

In der Nacht vor der Schlacht ging ein schweres Gewitter nieder. Es regnete in Strömen, ein gewaltiger Sturm riss fast alle Zelte ein. Dann brach der 15.Juli 1410 an. Der Sturm tobte weiter. Mit Tagesanbruch verließ das Ordensheer sein Lager und erreichte die Dörfer Grünwalde und Tannenberg. Mit dem linken Flügel an das Dorf Tannenberg angelehnt, der rechte Flügel an einem dichten Gebüsch stehend ,baute sich die erste Schlachtreihe auf. Die zweite und dritte nahmen ihre Stellungen in angemessener Distanz zur jeweils vorigen ein.

Die Polen waren ebenfalls von Gilgenburg aufgebrochen und über das Dorf Oschekau hinaus vorangekommen. Damit standen sich beide Gegner bis zum Mittag dieses 15.Juli tatenlos gegenüber. Der polnische König zauderte, schickte Ordensmarschall Friedrich von Wallenrode –wie dies Kriegsbrauch war – einige Herolde ins polnische lager, die von Witowd und Wladislaw empfangen wurden. Sie hielten dem polnischen König und litauischen die gezogenen Schwerter  entgegen . Damit war die Schlacht eröffnet: Witowd eröffnete mit seinen Truppen auf dem rechten Flügel den Kampf. Seine Männer wurden vom Feuer der schweren Ordensgeschütze empfangen. Als dieses Feuer aussetzte, stürmten die Ritter der beiden ersten preussischen Schlachtreihen nach vorn. Die Gegener prallten aufeinander und der Nahkampf begann. Der Schlachtruf des Feindes mischte sich mit jenem des Ordensheeres. Als auf dem rechten Flügel die Front des Feindes zu wanken begann, ließ der Hochmeister seinen linken Flügel verstärken, um diesen Anfangserfolg zum Durchbruch durch den Feind auszuweiten.

Die beiden ersten Schlachtreihen Witowds wurden zurückgedrückt. Siegesgewiß trieben die Ordensritter Litauer, Russen und tataren in das Sumpfgebiet des Maranseflußes. Nur ein Teil der Fliehenden erreichte die Brücke über diesen Fluß bei Seewalde und entkam. Eine andere Gruppe floh über Fallen und Neidenburg bis nach Litauen zurück.Lediglich drei Fähnlein der Russen hielten in dieser Schlachtlinie noch stand. Es gelang ihnen , sich zu den Polen durchzuschlagen und sich diesen anzuschließen.

Auch auf dem linken Flügel, wo der polnische Feldmarschall Zindram befehligte , errang das Ritterheer erste Vorteile. Als hier sogar das Reichspanier der Polen mit dem weißen Adler fiel, stimmten die ersten Ritter das Siegeslied des Ordens an. `Christ ist erstanden ..`

In dieser kritischen Lage befahl Marschall Zindram den Einsatz der Reserve. Da der linke Flügel des Ordensheeres dem Feind nachsetzte , also in der Schlachtreihe fehlte, gelang es Zindrams Söldnern , sich zu halten. Wladislaw zeigte sich nun auf Witowds Bitte hin seinem Heer, das nun wieder Mut fasste. Es gelang ihnen, das reichspanier zurückzugewinnen. Mit der dritten Schlachtreihe ging nun auch der König vor. Der Rest der Litauer sammelte und fügte sich dem rechten Flügel zu einer neuen Angriffskraft zusammen.

Als die den Feind verfolgenden Ritter beutebeladen auf das Schlachtfeld zurückkehrten, warfen sie das behindernde Raubgut fort und versuchten erneut , in den Kampf einzugreifen. Doch inzwischen hatte der Feind wieder Fuß gefasst. In dieser Situation, als alles auf Messers Schneide stand versuchte Ritter von Kökeritz mit den Seinen einen entscheidenen Vorstoß in der Mitte –unter ihnen auch der Hochmeister mit seinen engsten Getreuen. Ritter von Kökeritz sah sich plötzlich dem polnischen König gegenüber. Mit eingelegter Lanze ritt er im Galopp auf ihn zu,aber dicht vor dem König wurde er von dessen Schreiber Sbigneus Oleßnitz , der von der Seite auf ihn zusprengte , mit einem Lanzenstoß aus dem Sattel geworfen, gerade als seine Lanzenspitze nur noch wenige Meter von der Brust des Königs entfernt war. Vom Pferd stürzend wurde Ritter von Kökeritz von der wache des Königs Wladislaw in Stücke gehauen.

Ein weiterer polnischer Reserveverband konnte während dieser gewaltigen Schlacht die nördlich des Dorfes Tannenberg stehenden letzten preußischen Reserven aus ihren Stellungen werfen und so deren Einsatz verhindern. Diesem polnischen Angriffsverband gelang es darüber hinaus, sich des dortigen Dorfes zu bemächtigen, dadurch wurde der linke Flügel des Ordensheeres zum Rückzug gezwungen. Damit war das Ordensheer durch den Feind bereits zur Hälfte umzingelt. Kämpfend zog es sich schrittweise bis zum Dorf Grünwalde zurück und erreichte dort die sumpfigen Wiesen der Semnitz, wo es sich zum Entscheidungskampf stellen mußte.

Nachdem es dem polnischen Heer mit seinen frischen Kräften gelungen war auch die Mitte des Ordensheeres zurückzudrücken, wurde dieses von drei Seiten gleichzeitig angegriffen und eng zusammengedrückt. In dieser Situation wurde der im Zentrum kämpfende Hochmeister gebeten, sich mit den in seiner Umgebung noch lebenden Rittern in die nächstgelegene Burg zu flüchten. Der Hochmeister lehnte dies mit den Worten ab:, Dies soll, so Gott will, nicht geschehen, denn wo so manche brave Ritter neben mir gefallen ist, will ich nicht aus dem Felde reiten.` An der Spitze jener 16 Fähnlein Reservetruppen , die aus dem Dorf herangeführt wurden, warf sich der Hochmeister wieder ins Getümmel. Sich auf seinem weißen Kampfross hoch erhebend wies er auf den herandrängenden Feind und rief: , Herum, herum!Mit diesen Worten stürmte er nach vorn und entging nur knapp einem Pfeilschuß. Mit dem Schwert erschlug er sich einen Weg durch die Schar der Feinde. Feindliche Ritter schlossen ihn und seine Begleiter ein. In einem letzten verzweifelten Handgemenge wurde der Hochmeister von zwei tödlichen geschossen in Stirn und Brust getroffen und stürzte vom Pferd. Um ihn herum fielen seine Getreuen : Kuno von Lichtenstein, der Großkomtur, Friedrich von Wallenrode, der Ordensmarschall, Graf Albrecht von Schwarzburg der Obersttrapier , und Thomas von Merheim , der Ordenstressler. Neben dem Komtur von Graudenz lagen die Leichen seiner Kampfgefährten . Viele Komture verloren in diesem Gemetzel ihr Leben.

Insgesamt waren es mehr als 200 Ordensritter und 400 weitere Ritter, dazu 40000 Mann, die tot auf dem Kampffeld von Tannenberg zurückblieben. Mit ihnen teilten etwa 60000 Polen dieses Schicksal , unter ihnen zwölf höchste Führer des königlichen Heeres.  Über 100000 Leichen bedeckten das Schlachtfeld . Über 15000 Kämpfer des Deutschen Ordens gerieten in Gefangenschaft – Am Abend dieses Tages stand fest : das Schicksal Preussens war besiegelt und das Schicksal des Deutschen Ordens in Preußen abgetan.

Dass die Schlacht bei Tannenberg nach Anfangserfolgen dennoch für den deutschen Orden verloren ging , war der Tatsache zuzuschreiben, dass einmal der linke Flügel des Ordensheeres den fliehenden Feind verfolgte, anstatt mit dem Heer weiter vorzurücken , den endgültigen Sieg zu erringen und erst danach auf Beute auszugehen. Hinzu kam, dass sich ein Teil jener Streitmacht des Ordens die vom Hochmeister erneut ´in die in die Schlacht geführt wurde ´in die Flucht geworfen hatte. Es war der Bannerführer des Kulmer Landes , Nicolaus von Renys-Häuptling des Eidechsenbundes –und andere Ritter und Knechte seiner Umgebung , die diesem Beispiel gefolgt waren und aus dem Streithaufen als feige Verräter entwichen. Dieser Bund der Eidechsenritter , ein Zusammenschluß unzufriedener Adliger ,war mit der Herrschaft des Deutschen Ordens ebendso wie mit dem Herrschaftsanspruch der Städte des Ordenslandes nicht zufrieden. Dies war offenbar ihre Chance , den Deutschen Orden ´abtun zu helfen´. Trotz dieser vermeintlichen Rache am Orden hatten nicht nur derselbe und die Städte , sondern auch der niedere Adel gemeinsam bezahlt. zwar nicht an der Marienburg , aber an Polen , was sich als noch schlimmer erwies.

Quelle: Der Deutsche Ritterorden , Rüdiger Greif 

 Michael P. von Pomerania Pomerania Adler     zur Bildergalerie ... hier : Tannenberg -Grunwald 

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